ATPL Pilotenausbildung: So läuft die (integrierte) Pilotenausbildung wirklich ab
- Kevin 
- 10. Mai
- 6 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 16. Mai
ATPL Ausbildung (Airline Transport Pilot License) einfach erklärt: Theorie, Praxis, Lizenzen und Berechtigungen im ehrlichen Überblick. So wirst du Schritt für Schritt Berufspilot.

Einleitung
Begriffe wie "CPL", "IFR" oder "MCC" fliegen dir um die Ohren und du blickst noch nicht ganz durch, was das alles bedeutet? Kein Wunder - die Luftfahrt ist voll von Abkürzungen und Fachbegriffen. Auch wir kommen leider nicht drum herum. Deswegen unser Tipp: Nutze unser Glossar in unserer Community. Dort erklären wir jede einzelne Abkürzung, die wir hier verwenden.
In diesem Artikel schauen wir uns gemeinsam an, wie die integrierte ATPL Ausbildung wirklich abläuft: Welche Phasen du durchläufst, welche Lizenzen und Berechtigungen du dabei erhältst und wie du Schritt für Schritt deinem Platz im Cockpit näherkommst.
Du interessierst dich eher für die modulare ATPL Ausbildung? Kein Problem: Nachdem wir den integrierten Weg geklärt haben, besprechen wir auch die Unterschiede.
Learnings
✅ Aufbau und Ablauf der ATPL Ausbildung
✅ Überblick über alle Lizenzen und Berechtigungen
✅ Unterschiede zwischen der integrierten und modularen Ausbildung
Die integrierte ATPL Ausbildung: Schritt für Schritt
Die integrierte Ausbildung ist ein durchgängiges Vollzeitprogramm, das dich in einem strukturierten Ablauf von Fußgänger zum Airline Piloten bringt. Das Ziel: In möglichst kurzer Zeit (etwa zwei Jahre) alle nötigen Lizenzen, Berechtigungen, Kenntnisse und Fähigkeiten erwerben. Ohne Pause oder Umwege. Besonders für Einsteiger ohne fliegerische Vorerfahrung ("ab initio") ist das der schnellste Weg ins Cockpit.
Zwei Jahre kommen dir sehr kurz vor? Ein Bachelor Studium dauert schließlich drei! Stimmt: Aber in der Pilotenausbildung gibt es keine Semesterferien. Es geht durchgehend weiter, Woche für Woche. Würdest du die Ausbildungszeit mit Pausen strecken, wäre sie in etwa so lange wie ein Studium. Aber schauen wir uns jetzt die Ausbildung im Detail an.
1. Theoriephase: Das Fundament deiner Pilotenkarriere
Am Anfang steht die Theorie. Insgesamt erwarten dich 13 Fächer:
- 010 Air Law 
- 021 Airframe, Systems and Powerplant 
- 022 Instrumentation 
- 031 Mass and Balance 
- 032 Performance 
- 033 Flight Planning and Monitoring 
- 040 Human Performance and Limitations 
- 050 Meteorology 
- 061 General Navigation 
- 062 Radio Navigation 
- 070 Operational Procedures 
- 081 Principles of Flight 
- 090 Communications 
Viele Flugschulen gliedern den Theorieunterricht in zwei Teile: Zuerst die Grundlagen für kleinere Flugzeuge (vergleichbar mit PPL-Inhalten), dann die komplexeren Themen für den späteren Airline-Betrieb. Das hilft, das Wissen besser einzuordnen.
Am Ende steht die große ATPL-Theorieprüfung bei der Luftfahrtbehörde (z. B. LBA Luftfahrtbundesamt oder ACG Austrocontrol). Wenn du diese bestehst, hast du den Theorieteil deiner „frozen ATPL“ in der Tasche – ein Meilenstein auf dem Weg ins Cockpit.
Du willst mehr über einzelne Fächer wissen? Dann schreib uns – wir helfen dir gerne weiter.
Weitere Berechtigungen, die du während der Ausbildung machst
Neben Theorie erwirbst du während der Ausbildung auch wichtige Zusatzqualifikationen:
- LPE (Language Proficiency Endorsement) – dein verpflichtender Nachweis für Englisch 
- BZF / AZF (beschränktes und allgemeines Sprechfunkzeugnis für den Flugfunkdienst) – für den nationalen und internationalen Funk 
2. Praxisphase SEP und MEP: Vom ersten Start bis zur CPL-Prüfung
Jetzt wird es ernst: Du steigst zum ersten Mal ins Cockpit. Die praktische Ausbildung ist in zwei große Phasen unterteilt:
Phase 1: SEP unter VFR
Los geht’s mit Single Engine Piston (SEP) unter Visual Flight Rules (VFR) – also Sichtflug mit einem einmotorigen Propellerflugzeug. Du lernst, das Flugzeug manuell zu steuern, zu navigieren und deine Umgebung im Blick zu behalten.
Zuerst fliegst du mit Fluglehrer, bis dein großer Moment kommt: dein erster Solo-Flug. Ein echter Meilenstein – viele erinnern sich ihr Leben lang daran.
Danach geht es weiter mit:
- Solo-Navigationsflügen 
- Night VFR – also Flüge bei Nacht 
- Advanced UPRT (Upset Prevention and Recovery Training) – Training für außergewöhnliche Fluglagen und Notfälle 
- Erstes IFR-Grundlagentraining – du lernst die ersten Grundlagen nach Instrumenten zu fliegen, ganz ohne Sicht nach draußen 
Phase 2: IFR-Training MEP Multi Engine Piston
In dieser Phase steigst du um auf Multi Engine Piston (MEP) – ein zweimotoriges Flugzeug. Du fliegst jetzt vollständig nach Instrumentenflugregeln (IFR), also auch unter (simulierten) Schlechtwetterbedingungen.
Zum Abschluss dieser Phase steht der CPL Skill-Test an – die praktische Prüfung für die Berufspilotenlizenz. Hast du sie bestanden, hältst du deine CPL (Commercial Pilot Licence) in der Hand.
Zusammen mit deiner bestandenen ATPL-Theorie besitzt du damit eine sogenannte ATPL frozen – ergänzt durch ME/IR-Berechtigungen (Multi Engine / Instrument Rating). Damit bist du offiziell Berufspilot – bereit für den nächsten Schritt.
3. Jet-Vorbereitung
Mit dem Basic Jet Training (BJT) oder Jet Orientation Course bereitest du dich auf die Welt der Verkehrsflugzeuge vor. Zum ersten Mal lernst du im Full Flight Simulator (FFS), wie sich ein Jet wirklich fliegt – deutlich schwerer, schneller und systemintensiver als die Propellerflugzeuge der Grundausbildung.
Du trainierst hier vor allem:
- den Umgang mit höherer Geschwindigkeit 
- das Verhalten von Turbinen im Vergleich zu Propellern 
- komplexere Flugzeugsysteme 
- also Fluggefühl im Jet 
Daher trainierst du in dieser Phase nicht zwingend auf dem Flugzeugtyp, den du später bei deiner Airline fliegen wirst. Ziel ist es, dich an die dynamischen Anforderungen eines Jets zu gewöhnen.
4. MCC: Vom Ein-Mann zum Zwei-Mann Cockpit
In der Multi-Crew Cooperation (MCC) geht es nicht mehr nur darum, ein Flugzeug zu fliegen – sondern darum, es gemeinsam im Team zu steuern. Du lernst, wie ein echtes Airline-Cockpit funktioniert: mit klaren Rollen, strukturierter Kommunikation und gemeinsamer Entscheidungsfindung.
Diese Phase simuliert typische Airline-Szenarien und ist der Übergang vom Ein-Mann Cockpit zum professionellen Cockpit-Team.
Neben fliegerischem Können stehen hier vor allem deine Soft Skills im Fokus:
- Communication – klar und effektiv kommunizieren 
- Leadership & Teamwork – Verantwortung übernehmen und im Team arbeiten 
- Problem Solving & Decision Making – strukturiert denken und handeln 
- Situational Awareness – immer den Überblick behalten 
- Workload Management – Prioritäten setzen und ruhig bleiben 
- Application of Knowledge – Theorie sicher in der Praxis anwenden 
All das hast du bereits in der Ausbildung geübt – jetzt lernst du, es im Cockpit eines Linienflugs anzuwenden. Die MCC-Phase schließt deine Ausbildung ab und bringt dich auf Airline-Niveau.
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5. Das Ziel: Type Rating und Airline-Einstieg
Du hast es fast geschafft – die Ausbildung ist abgeschlossen, die Lizenzen sind in der Tasche. Aber bevor du bei einer Airline im Cockpit Platz nimmst, fehlt noch ein letzter wichtiger Schritt: das Type Rating.
Ein Type Rating ist deine Musterberechtigung – also die Erlaubnis, ein ganz bestimmtes Flugzeugmodell zu fliegen, zum Beispiel den Airbus A320 oder die Boeing 737. Du kannst dir das wie einen „Führerschein“ für ein bestimmtes Flugzeug vorstellen.
Das Training dauert etwa 3 Monate und findet meist direkt mit einer Airline statt. Es besteht aus drei Teilen:
- Theorieunterricht: Du lernst alle Systeme und Procedures deines Musters kennen 
- FTD (Fixed Base Simulator): Erste Übungen am Boden, ohne Bewegung 
- FFS (Full Flight Simulator): Realistisches Training mit Bewegungsplattform – inklusive Notverfahren, An- und Abflügen 
Das Highlight: Am Ende folgt das Landetraining im echten Jet – natürlich ohne Passagiere. Du fliegst Platzrunden wie früher in der Ausbildung, diesmal aber mit einem Verkehrsflugzeug. Spätestens hier wird es richtig real.
Mit dem bestandenen Type Rating darfst du dich ganz offiziell Airline Pilot nennen – bereit für deinen ersten Einsatz im Linienverkehr.
Und der Unterschied zur modularen Ausbildung?
Die modulare Ausbildung enthält im Grunde die gleichen Inhalte wie die integrierte – der Unterschied liegt im Aufbau. Statt einem durchgängigen Kurs absolvierst du hier Schritt für Schritt einzelne Module, meist in eigenem Tempo:
- Zuerst machst du die PPL (Private Pilot Licence) – also Praxis und Theorie für SEP unter VFR 
- Danach folgt die ATPL-Theorie, parallel oder anschließend die Praxis für CPL mit MEP und IFR 
Ab dem Punkt, an dem du deine Berufspilotenlizenz hast, geht es genauso weiter wie in der integrierten Ausbildung – mit BJT, MCC und später dem Type Rating.
Welche Variante besser zu dir passt? Das hängt stark von deiner persönlichen Situation ab – z. B. ob du Vollzeit ausbilden kannst oder lieber berufsbegleitend lernen willst. Die genauen Vor- und Nachteile erklären wir dir im Detail in einem separaten Artikel.
Fazit
Die integrierte ATPL Ausbildung ist kein Spaziergang – aber sie bringt dich direkt und gezielt ins Cockpit. Du durchläufst einen klar strukturierten Weg, lernst alle relevanten Inhalte und entwickelst Schritt für Schritt die Fähigkeiten, die du als Airline-Pilot brauchst.
Ja, der Stoff ist anspruchsvoll. Aber du weißt genau, wofür du das alles lernst. Mit dem richtigen Mindset, einer Portion Disziplin und der Leidenschaft fürs Fliegen schaffst du das – wie viele vor dir auch.
Und das Beste: Die Ausbildung ist nicht nur fordernd, sondern auch eine unvergessliche Zeit. Du wirst wachsen, lernen, manchmal zweifeln – und am Ende mit Stolz auf deinen Weg zurückblicken.
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